Freitag, 26. Januar 2007

Pferdemetzgerei Kaspar Wörle, Viktualienmarkt

"Genier' dich nicht, tritt ruhig ein, das Pferd ist reiner als das Schwein", so steht's geschrieben an der Ladentür, also zu Deutsch : "Friß Roß, das scheißt sich wenigstens nicht voll!" Warum auch nicht, schließlich schmeckt's gut, ist fettärmer als seine sich in der eigenen Gülle suhlenden Kollegen aus der Borstenvieh-Fakultät und der BSE-Abteilung, und dank Eigenschlachtung und Verwendung von nicht extra zur Verwurstung mit tonnenweise Hormonen hochgezüchteten Tieren ist's sogar noch was für die Gesundheit. Mit dem Spruch können allerdings viele Passanten rein gar nichts anfangen, um die Eingangstür herum hört man häufig gegrummelte bis lautstark geschimpfte Kommentare der netten Menschen über die Pferdemetzgerei, vom harmlosen "Also sowas! Das is' ja wohl..." bis zu "So eine Sauerei! Pferdewurst! Die sollte man doch, also wirklich...pfui Teufel! PFUI!", inklusive erhöhtem Blutdruck und giftigen Blicken für den soeben den Laden verlassenden Kunden, den der ungefragt meckernde Passant wohl am liebsten für diese Freveltat lebenslang in ein ungeheiztes sibirisches Zuchthaus schmeißen würde.

Wenn die sich ihrer uninteressanten Meinung entledigt habenden Mitbürger(?) die verwursteten Gäule wenigstens mal probieren würden, bevor sie ihre geistigen Blähungen ablassen, dann würden sie erstens zumindest mal für einige Sekunden aufhören zu meckern und zweitens vielleicht merken, daß sie nichts merken. Wer Pferdefleisch/-wurst nicht kennt, könnte es beim ersten Probieren für ein fettreduziertes Rind- oder Wild-Erzeugnis halten, obwohl es dennoch einen ganz eigenen Geschmack hat, der allerdings etwas schwierig zu beschreiben ist. Jedenfalls schmeckt das Zeug richtig lecker, nicht nach haufenweise Zusatzstoffen, Geschmacksverstärkern und Konservierungsmitteln. Der Qualität und dem Geschmack kommt auch zugute, daß die verwendeten Pferde nicht für die Wurstproduktion gezüchtet und entsprechend mit irgendwelchen Friß-dich-schnell-fett-Mittelchen vollgestopft werden, sondern meist ausgediente Reitgäule verarbeitet werden.

Dieses mal gab es Salami (l.), Rohschinken (r.), Wiener, Feine Mettwurst, Leberkas und Paprikawurst; schmeckte alles wie immer hervorragend. Die Mettwurst hat (auch absolut gesehen) wenig Fett, so daß sie zwar weniger "streichfähig" ist als beispielsweise das Pendant von Rügenwalder, aber schmeckt trotzdem klasse. Die anderen Produkte sind auch, wie immer, von guter Qualität und gutem Geschmack. Der einzige Wermutstropfen der Pferdemetzgerei Wörle ist, daß die ganzen guten Sachen nicht immer alle verfügbar sind; manche Würste, wie z.B. die Mettwurst, werden im Somme in aller Regel nicht verkauft, oder sind das ganze Jahr über nur selten erhältlich, wie die Fohlen-Weißwurst, die mangels Fohlen nicht so oft und dann auch nur in relativ geringer Menge in der Theke liegt. Letzteres gilt eigentlich für das ganze Sortiment - in Massen von Wurst blickt der Kunde nicht, was aber auch völlig in Ordnung und besser ist, als ein Riesenangebot zu haben, bei dem die Qualität bei der Produktion auf der Strecke geblieben ist. Natürlich kann der hungrige Kunde sich auch hier gleich im Laden den Bauch vollhauen; es gibt meistens Leberkassemmeln und die "berühmten" Pferdeknacker, die man gleich an einem der Stehtische essen kann und die ebenfalls spitze sind.

Das Personal ist auch stets freundlich, und als Zuckerl gibt's jedes Jahr vor Weihnachten für jeden Kunden eine "Weihnachtswurst", was schonmal eine Kochsalami war oder (wie letztes Jahr) ein Paar Weißwürste (die beim Pferd eher Hellgrauwürste heißen müßten). Nette Sache, bei mir hat die Kundenbindung jedenfalls funktioniert... :)

Shop : Pferdemetzgerei Kaspar Wörle, Viktualienmarkt
WWW : www.pferdemetzgereiwoerle.de
Location : Google Maps
Datum : 19.01.07 | 15:00 Uhr
Produkte : Salamiaufschnitt, Feine Mettwurst, Rohschinken, Wiener, Leberkas, Paprikawurst
Rating [0..10]
Qualität : 10
Ladenlokal : 7
Service : 9
Preis/Leistung : 10
GESAMTWERTUNG : 9.2

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