Montag, 19. Februar 2007

Die Bauernkrustn

Heute mal zu einem meiner All-Time-Favorites im Brotsektor, der "Bauernkrustn", einem hervorragenden dunklen Bauernbrot, das sich auch hinter den Broten der Hofpfisterei nicht verstecken braucht.

Die "Bauernkrustn" hat zwar einen relativ hohen Bekanntheitsgrad (zumindest bei denjenigen, die ihre Lebensmittel nicht ausschließlich beim Lidl kaufen), aber vermutlich meistens im Zusammenhang mit einem Viktualienmarkt-Urgestein namens "Bäckerlisl", die eigentlich Elisabeth Forstner heißt und seit mittlerweile über 50 Jahren, bis auf gelegentlich genehmigte Urlaubstage, Tag für Tag mit ihrem deutlich jüngeren Ehegatten vor dem Marktstandl eben dieses Brot verkauft (und natürlich noch andere Backwaren), und den Massen an Bauernkrustn nach zu urteilen, die mehrmals am Tag per Transporter herangekarrt werden, scheint das Zeug einer ganzen Menge Kunden zu schmecken.
Beliefert wird die "Bäckerlisl" von der Haidhausener Bäckerei Paul Schmidt, einer der nicht mehr ganz so zahlreich vorhandenen kleineren Münchner Bäckereien in Familienbesitz mit Stammsitz in der Steinstraße und vier weiteren Filialen im Stadtgebiet (Weißenburger Str., Kufsteiner Platz, Ismaninger Str. und Stuntzstr.), zuzüglich der Bäckerlisl auf dem Viktualienmarkt.

Im Stammhaus in der Steinstraße entsteht also nun dieser fast schon Heilige Gral der Backwaren, die Bauernkrustn, die das Suffix "krustn" zu Recht besitzt, denn die Kruste kommt in einer wirklich sehr robusten Ausführung daher, noch fester als bei den Pfister-Broten und richtig schön dunkel und crunchy. Mann! Keine Ahnung, wie lange dieses Brot im Ofen liegt, aber im Vergleich dazu ist die Kruste eines gewöhnlichen Mischbrotes dünn und weich wie Klopapier - die Brösel von Opas Kassenleistungs-Vollprothese dürften sich wahrscheinlich in einem ähnlich großzügigen Radius in der Wohnung verteilen wie die Krümel der Kruste während des Schneidens. Aber keine Sorge, keiner muß sich deswegen beim Zahnarzt seines Vertrauens mit schweineteuren Titan-Implantaten ausstatten lassen, so hart ist die Kruste auch wieder nicht, und schmecken tut sie prima; wer bei einer Leberkassemmel allerdings auf krustenfreien Leberkas besteht, weil dessen dünnes Krüstchen ihn stört, hat mit dieser Brotkruste wahrscheinlich keine wirkliche Freude.
Man möchte vielleicht meinen, daß ein Brot, das so gründlich und lange auf seiner Steinplatte im Ofen liegt wie die Bauernkrustn, wohl trocken wie die Epidermis des Ötzi sein muß. Falsch gemeint; die Bauernkrustn ist innen schön feucht-frisch, zum großen Teil offensichtlich aus dunklen Mehlen hergestellt, und trotzdem nicht klebrig.
Der Geschmackstest : naja, keine Überraschung, ich esse das Brot ja schon seit ca. 3 Jahren desöfteren (und die Qualität ist in dieser Zeitspanne auf demselben hohen Niveau geblieben) und noch immer ist der Geschmack einfach "magnificent" (Übersetzung für 9Live-Zuschauer : "Boah-endsfett-ey!"), ein leichter Gewürzgeschmack, aber nicht störend, macht sich breit. Gut, vielleicht stört er unter Marmelade, Nutella oder sonstigem Zuckerkleister, aber unter Butter, Wurst oder Käse paßt die Gewürznote hervorragend. Die Krume ist weniger dicht als bei den Kollegen der Hofpfisterei, ist daher nicht ganz so stabil wie deren Brote, aber da man das Zeug auch in aller Regel eher ißt als als Bremsklotz für einen Airbus zu verwenden, ist dieses Faktum mehr Geschmackssache, ich mag beides. Ansonsten schmeckt die Bauernkrustn auch nicht nach irgendwelchen künstlichen Aromastoffen (so wie man in vielen Kneipen aus der Bratensauce schon das Glutamat herausschmeckt, wenn man auf den Parkplatz fährt), sondern einfach und ehrlich nach Bauernbrot.
Ein weiteres Merkmal der "Krustn" ist die lange Frischhaltezeit, man kann es ohne weiteres 4-5 Tage (richtig) aufbewahren und dann immernoch prima essen, auch wenn die ehemals so selbstbewußte Kruste dann etwas weicher und weniger knusprig wird, aber der Geschmack ist immernoch super.

Das Ladengeschäft der Bäckerei Paul Schmidt in der Steinstraße strahlt dieselbe Bodenständigkeit aus wie die Bauernkrustn, keine chice Deko, kein Marmor, stattdessen viel Holz (eine Ausnahme macht da die Filiale in der Ismaninger Str., an der seit einiger Zeit das Schild "Brotmanufaktur Schmidt" hängt und die sich anscheinend ein Innenarchitekt mal gründlich zur Brust genommen und ihr ein modernes Interieur verpaßt hat). Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Bäckerei Schmidt noch viele andere leckere Sachen im Produktportfolio hat, die allesamt genauso gut schmecken wie die Bauernkrustn; anscheinend legt man hier Wert auf Qualität, was sich in den Preisen allerdings nicht so sehr widerspiegelt. Natürlich liegen diese höher als bei einem Discount-SB-Backshop, aber für gute 500g Bauernkrustn 1.60 EUR zu bezahlen, ist wirklich moderat.
Das Personal ist freundlich, die Filialen sehen alle ansprechend aus, wenn auch manchmal etwas klein geraten.

Short and sweet : es gibt definitiv nichts zu meckern an der Bauernkrustn; einfach ein Weltklasse-Brot, das man unbedingt mal probiert haben sollte.

Shop : Bäckerei Paul Schmidt, Steinstr. 27
WWW : N/A
Location : Google Maps
Datum : 19.02.07 | 14:00 Uhr
Produkt : Bauernkrustn; 500g, ca. 1,60 EUR
Rating [0..10]
Qualität : 10
Ladenlokal : 8
Service : 9
Preis/Leistung : 9
GESAMTWERTUNG : 9.2

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Bauernkrustn hab ich mitgebacken. Das beste Brot. Paul Schmidt ist ein Urgestein und ich grüsse ihn sehr mit einem herzhaften Biss in die Bauernkrustn

Hcp128 hat gesagt…

Also ich kann die Qualität von Schmidt nicht gut finden, habe Brez'n, Laugensemmeln, Breznstangen und Croissant probiert: Völlig geschmacklos!

Die besten Brez'n gibt's nach wie vor von Müller Brot, das jetzt wieder von der Gründer Tochter geführt wird!,

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