Montag, 11. Juni 2007

Treszn-Curry

Ja, das "Treszn" existiert immernoch und auch die täglich wechselnden "Today's Asia" finden sich nach wie vor auf der Karte.
Sehr schön, ist es doch mal wieder Zeit für einen Food-Test, nämlich ein "Thailändisches Erdnußcurry mit Streifen von der Schweinelende, Bok-Choi, Pilzen, Gemüse, Kokosmilch und Basmatireis", das für 9.50 EUR dem willigen Konsumenten gehört.

Die Bestellung gestaltete sich allerdings etwas tricky, da die diensthabende Bedienung an diesem Abend und diesem Tisch offenbar etwas überfordert war; die Zeitspanne zwischen dem "Ein Weißbier und das Today's Asia" des Kollegen A am Tisch und meinem "Ein Helles und das Today's Asia" hat anscheinend ausgereicht, um den flüchtigen Kurzzeitspeicher der Bedienung auf Masse zu legen und somit zu löschen - sie wußte nicht mehr, was der Kollege A haben wollte. Und angesichts der bis dato noch nicht angekommenen Bestellung der Freundin von Kollege B begann ich mich dann schon zu fragen, was ich wohl nun bekommen würde, und vor allem, *ob*. Denn ich hatte natürlich einen Sonderwunsch : das Essen sollte extra scharf sein!
Ich wies die Bedienung natürlich eindringlich darauf hin, daß ich mit "scharf" auch "scharf" meine und keine Turnbeutelvergesser- und Vorwärtseinparker-Kost erwarte, wie sie meine Oma im Altenheim eingeflößt bekommt. Oh yes! Um eine Analogie für unsere Heavy-Metal-Freunde zu gebrauchen : asiatisches und indisches darf gerne TRUE sein, der Schärfegrad sollte korrespondierend zum Schallpegel eines Motörhead-Konzerts sein, das muß rocken auf der Zunge, da muß Headbanging im Magen sein und überhaupt, wem's zu scharf ist - whimps and posers, leave the hall! Auch wenn ich nicht weiß, ob in der Kantine von Manowar auch so scharf gegessen wird und sich Joey DeMaio vor dem Auftritt Chilis in die Lederuniform packt oder doch lieber gedünstete Scholle mit Weißwein verspeist, und ich auch nicht weiß, was das jetzt eigentlich mit diesem Erdnußcurry hier zu tun hat - ich mag's heiß, auch wenn es bei manchen Gerichten vielleicht für den einen oder anderen eher unpassend erscheinen mag, aber wie gesagt, "whimps and posers..."... :-)

Die Kellnerin guckte etwas irritiert (gut, das bin ich mittlerweile gewohnt) und verzog sich mit der Aussage "Mal sehen, was ich machen kann..." in Richtung Küche. Gut, immernoch besser als "Jaja" oder "Hamma ned!" war die Aussage ja schonmal, also verharrte ich einfach mal in gespannter Erwartung auf das Essen.

Das Tablett wurde dann auch nicht allzulange Zeit später serviert und stand nun vor mir auf dem Tisch. Aha, sah ja nicht schlecht aus - ein Teller mit einer relativ großzügigen Ansammlung von diversen Fleisch- und Gemüsesorten, die in einer curryfarbenen Sauce schwammen, das ganze garniert mit grünem Koriander und einem Blatt einer mir unbekannten Pflanze und serviert mit dem obligatorischen Haufen Basmati-Reis.

Und - JAA! Das hat doch Potential! Anscheinend hat die Kellnerin dem Küchenpersonal klargemacht, daß das Essen TRUE sein soll (okay, dieses Vokabular hat sie höchstwahrscheinlich nicht benutzt, weil das im Zusammenhang mit Essen vermutlich auch kein Schwein tut...außer mir jetzt mal eben ausnahmsweise für diesen Bericht... :-)) - neben dem Tablett mit Erdnußcurry und Reishalbsphäre landete ein kleineres Tablett mit drei verheißungsvoll aussehenden Schälchen auf dem Tisch. Im einen fand sich einige kleingeschnittene frische Chilis, im nächsten eine Chilipaste (vermutlich Sambal Oelek) und im dritten eine süßsaure Universalsauce, die allerdings auf der Schärfeskala im "nicht meßbar"-Bereich rangierte. Das ist durchaus ein guter Service des Tresznjewski, schließlich ist das gratis und ohne zu maulen erfüllter Extrawunsch, und für einen deutschen Dienstleistungsbetrieb ist das schon einigermaßen beachtlich - also auf zum Geschmackstest.

Zuerst mal der Biß in die Botanik - mhm...keine Ahnung, wo dieses grüne Blatt herkommt, schmeckte aber nicht schlecht.
Gut, dann mal der Griff zur Gabel (auch wenn es mit Stäbchen stilechter gewesen wäre, aber zwischen der Absicht und der Realisierung steht da bislang noch das Können) und das eigentliche Curry probiert. Hmm! Lecker, das Schweinefleisch hat Biß, ist aber nicht zäh. Die Pilze, der Bok-Choi (Chinesischer Weißkohl) und das sonstige Gemüse waren auch al dente und schmeckten danach, wonach sie schmecken sollten. Der Staudensellerie war zwar auch gut, aber da ich von selbigem kein großer Fan bin, war mir das relativ egal. Die Sauce schmeckte leicht nach Kokosmilch, allerdings nicht zu penetrant - gab zusammen mit dem Curry, dem leichten Erdnußgeschmack und den restlichen Gewürzen eine gute Figur ab.

Soweit so gut, nun hatte ich von allem mal etwas im Auslieferungszustand probiert. Geschmacklich prima, aber irgendwie war da ein Punkt auf der geistigen Checkliste noch nicht abgehakt...ja, richtig, ich hatte das Zeug doch explizit SCHARF bestellt?! TRUE eben! Allerdings hätte das, was ich bis dato probiert habe, auf den Schärfeindex bezogen bequem als Babynahrung fungieren können - die Hitzerezeptoren auf der Zunge waren schon längst in die Kältestarre gefallen, das war doch nicht True, ich mußte an einen Heavy-Metal-Anhänger denken, der headbangend und dann mit zunehmend ratlosem Gesichtsausdruck vor Omas dudeldem Kofferradio steht (auch wenn das vollkommener Blödsinn ist und mir dieses dusselige Bild erst während des Schreibens dieses Berichts eingefallen ist).
Aber gut, wofür stand denn da das Extra-Tablett mit den Chili-Schälchen - mit wenigen Handgriffen waren die frischen Chilis und das Sambal Oelek in dem Erdnußcurry verschwunden und das ganze gut durchgerührt. Die Sauce bekam eine deutliche Farbabweichung ins rötliche.

Nach ca. 2 Minuten probierte ich das aufgemotzte Curry - ah ja, jetzt hatte das ganze schon mal etwas mehr Bums, war leicht scharf und eigentlich für ein solches Gericht in Ordnung, das chilitechnisch gesehen leider ein systemimmanentes Problem hat : die Kokosmilch wäscht durch ihren Fettgehalt einiges von der Schärfe sofort wieder weg, so daß man schon deutlich mehr Chilis hätte verwenden müssen, oder zu Schärfe-Doping wie Vicious Vampire oder dgl. hätte greifen müssen, aber okay - das Tresznjewski ist kein Indisches Restaurant, das dem Chili-Aficionado auch schonmal getrocknete Höllen-Chilis in Öl auf den Tisch stellt, also geht das schon in Ordnung - für die meisten Treszn-Gäste wäre das Gericht vermutlich auch schon im Ausgangszustand scharf genug gewesen und sie wären bei der "True"-Version mit Beimischung von zahlreichen Habaneros oder ein paar Spritzern Vicious-Vampire-Sauce vermutlich spontan ins Koma gefallen.

Die Menge war anständig, zusammen mit dem Reis war man hinterher doch ziemlich satt; einzig die Temperatur des Currys hätte ruhig etwas höher liegen dürfen, was dem Geschmack aber keinen Abbruch tat - es schmeckte trotzdem lecker. Der Preis geht mit 9,50 EUR auch in Ordnung (jedenfalls für das Münchner Preisniveau), es sollen ja auch ordentliche und möglichst frische Zutaten verarbeitet werden und nicht die Rückstände aus dem Grobrechen der städtischen Kläranlage.

Fazit : Prima Essen, an dem nichts auszusetzen war; Bonuspunkt für den Service hinsichtlich des Chili-Tabletts, Maluspunkt für die etwas vergeßliche Bedienung. Im "Treszn" kann man nach sich nach wie vor nicht nur die Birne zuschütten, sondern auch gut essen. Auch wenn es nicht immer richtig TRUE ist. ;-)
Shop : Brasserie Tresznjewksi - Theresienstraße 72
WWW : http://www.tresznjewski.de/
Location : Google Maps
Datum : 31.05.07 | 22:00 Uhr
Produkt : Thailändisches Erdnußcurry mit Streifen von der Schweinelende, Bok-Choi, Pilzen, Gemüse, Kokosmilch und Basmatireis; 9,50 EUR
Rating [0..10]
Qualität : 9
Ladenlokal : 9
Service : 8
Preis/Leistung : 8
GESAMTWERTUNG : 8.5

Freitag, 2. März 2007

Mehr Bilder zu café, caffè und Coffeeshops

Bahnbrechender Erfolg wird honoriert mit Sequels. Bei Flickr (via CreativeCommons) ließen sich sehr schöne Bilder zum Thema Kaffee/café/caffè/coffeeshop finden. Ein gewisser Stephen John Bryde liefert sehr ansehnliche Bilder (eines verziert diesen Eintrag). Seine Espresso-Bilder gibt's hier. Die Essens-Bilder sind weniger spannend. (Für mich interessant sind natürlich die Singapur-Bilder; merkwürdig bloß, dass sich darunter kein einziges fotografiertes Gericht findet.) Ein "liabes" Bild mit Menschen von Bryde gibt's hier. Ich bin ebenso über Bilder (hier, hier und hier) von Murky Coffee gestolpert. (Detailfragen zu Murky Coffee mögen bitte an die Unendliche Wiederkehr richten.) Bis heute konnte ich keinen Coffeeshop in Deutschland oder Singapur finden, der ähnlich relaxed ist. Ein bisschen mehr zu Murky gibt's von Chad Wilcox. Wer sich in die Washington, DC-Gegend verirren sollte, möge sich zu einer der beiden Lokalitäten von Murky begeben. They serve the best damn coffee. Mein Lieblingsbild erschien vor einigen Wochen bei Everything Street Photography. Die Wiener Kaffeehaustradition ist einfach in Punkto snobistischer Sophistication nicht zu übertreffen.

Mittwoch, 28. Februar 2007

Aus dem weltbesten Blog... Nummer Eins

Es gibt eine neue Rubrik beim "Munich[teilweise Singapurischen] Food Blog". Jedes mal, wenn auf MarginalRevolution ein Eintrag über Essen und Speisen erscheint, wird dieser hier verlinkt. Was ist MarginalRevolution?
1) MR ist die wichtigste Entwicklung, die die Ökonomie jemals genommen hat. Hier gibt's mehr. 2) Ein Blog von Tyler Cowen und Alex Tabarrok, zwei libertären Ökonomen der George Mason University. Der Blog ist einer der meistgelesenen Ökonomie-Blogs. V.a. Cowen, ein bei Harvard ausgebildeter, bedient sich der Technik der VWL, um Alltagssituationen zu verstehen. Er beschäftigt sich vornehmlich mit der ökonomischen Analyse von Kultur. Sein Hauptwerk dahingehend ist Creative Destruction: How Globalization Is Changing the World's Cultures, welches ich vor kurzem gelesen habe. Cowen ist ebenso Autor des Ethnic Dining Guide, der kleinere Küchen in der Washington, DC-Gegend vorstellt. (Zitat daraus: "Restaurants manifest the spirit of capitalist multiculturalism. Entrepreneurship, international trade and migration, and cultural exchange all come together in these communal eateries.") Der Mann liebt es also zu essen. Hier (Word-Dokument) gibt's ein Portrait über Cowen der Los Angeles Times.

Erster Hinweis auf einen Artikel über Essen bei MR gibt es hiermit. Okay, er ist nicht spektakulär, aber ein Auftakt muss mal gemacht werden.

Bild aus dem Kaffeehaus...

Nighthawks, einer meiner Lieblings-Photoblogs, liefert eine Collage aus Menschen, die man typischerweise in (nordamerikanischen) Coffee shops trifft. Sehr gut getroffen.

Links oben ist der American Football, auf schönes Auto achtende Mitzwanziger; daneben die zielstrebige, quirlige Studentin, die in ihrem zweiten Jahr ihrer Graduate School ist; mitte links ist der freie Journalist; rechts daneben ist der nicht-definierte Typ. Stereotype sind toll. Aber genau solche Leute habe ich überall getroffen in den diversen Coffee shops, egal ob in Nashville, Arkansas, Boston oder Washington. Vor allem in DC, thanks to the Eternal Recurrence. (Oh sorry, das war ein Insider-Hinweis).

Die Collage würde ziemlich anders aussehen, handelte es sich um deutsche Kaffeehausgänger. Eine geeignete Kaffeebar für solch eine Collage wäre die Aromakaffeebar in der Pestalozzistraße. Der Raum im Hintergrund wäre enger und gedrängter; der Linksoben-Mensch hätte mit Sicherheit keine Baseball-Mütze auf. Die anderen passen ebenso wenig, aber ich könnte den Unterschied nicht fest machen. Die Frau hätte vielleicht weniger "attitude". Ideen? Kommentare?

Montag, 19. Februar 2007

Die Bauernkrustn

Heute mal zu einem meiner All-Time-Favorites im Brotsektor, der "Bauernkrustn", einem hervorragenden dunklen Bauernbrot, das sich auch hinter den Broten der Hofpfisterei nicht verstecken braucht.

Die "Bauernkrustn" hat zwar einen relativ hohen Bekanntheitsgrad (zumindest bei denjenigen, die ihre Lebensmittel nicht ausschließlich beim Lidl kaufen), aber vermutlich meistens im Zusammenhang mit einem Viktualienmarkt-Urgestein namens "Bäckerlisl", die eigentlich Elisabeth Forstner heißt und seit mittlerweile über 50 Jahren, bis auf gelegentlich genehmigte Urlaubstage, Tag für Tag mit ihrem deutlich jüngeren Ehegatten vor dem Marktstandl eben dieses Brot verkauft (und natürlich noch andere Backwaren), und den Massen an Bauernkrustn nach zu urteilen, die mehrmals am Tag per Transporter herangekarrt werden, scheint das Zeug einer ganzen Menge Kunden zu schmecken.
Beliefert wird die "Bäckerlisl" von der Haidhausener Bäckerei Paul Schmidt, einer der nicht mehr ganz so zahlreich vorhandenen kleineren Münchner Bäckereien in Familienbesitz mit Stammsitz in der Steinstraße und vier weiteren Filialen im Stadtgebiet (Weißenburger Str., Kufsteiner Platz, Ismaninger Str. und Stuntzstr.), zuzüglich der Bäckerlisl auf dem Viktualienmarkt.

Im Stammhaus in der Steinstraße entsteht also nun dieser fast schon Heilige Gral der Backwaren, die Bauernkrustn, die das Suffix "krustn" zu Recht besitzt, denn die Kruste kommt in einer wirklich sehr robusten Ausführung daher, noch fester als bei den Pfister-Broten und richtig schön dunkel und crunchy. Mann! Keine Ahnung, wie lange dieses Brot im Ofen liegt, aber im Vergleich dazu ist die Kruste eines gewöhnlichen Mischbrotes dünn und weich wie Klopapier - die Brösel von Opas Kassenleistungs-Vollprothese dürften sich wahrscheinlich in einem ähnlich großzügigen Radius in der Wohnung verteilen wie die Krümel der Kruste während des Schneidens. Aber keine Sorge, keiner muß sich deswegen beim Zahnarzt seines Vertrauens mit schweineteuren Titan-Implantaten ausstatten lassen, so hart ist die Kruste auch wieder nicht, und schmecken tut sie prima; wer bei einer Leberkassemmel allerdings auf krustenfreien Leberkas besteht, weil dessen dünnes Krüstchen ihn stört, hat mit dieser Brotkruste wahrscheinlich keine wirkliche Freude.
Man möchte vielleicht meinen, daß ein Brot, das so gründlich und lange auf seiner Steinplatte im Ofen liegt wie die Bauernkrustn, wohl trocken wie die Epidermis des Ötzi sein muß. Falsch gemeint; die Bauernkrustn ist innen schön feucht-frisch, zum großen Teil offensichtlich aus dunklen Mehlen hergestellt, und trotzdem nicht klebrig.
Der Geschmackstest : naja, keine Überraschung, ich esse das Brot ja schon seit ca. 3 Jahren desöfteren (und die Qualität ist in dieser Zeitspanne auf demselben hohen Niveau geblieben) und noch immer ist der Geschmack einfach "magnificent" (Übersetzung für 9Live-Zuschauer : "Boah-endsfett-ey!"), ein leichter Gewürzgeschmack, aber nicht störend, macht sich breit. Gut, vielleicht stört er unter Marmelade, Nutella oder sonstigem Zuckerkleister, aber unter Butter, Wurst oder Käse paßt die Gewürznote hervorragend. Die Krume ist weniger dicht als bei den Kollegen der Hofpfisterei, ist daher nicht ganz so stabil wie deren Brote, aber da man das Zeug auch in aller Regel eher ißt als als Bremsklotz für einen Airbus zu verwenden, ist dieses Faktum mehr Geschmackssache, ich mag beides. Ansonsten schmeckt die Bauernkrustn auch nicht nach irgendwelchen künstlichen Aromastoffen (so wie man in vielen Kneipen aus der Bratensauce schon das Glutamat herausschmeckt, wenn man auf den Parkplatz fährt), sondern einfach und ehrlich nach Bauernbrot.
Ein weiteres Merkmal der "Krustn" ist die lange Frischhaltezeit, man kann es ohne weiteres 4-5 Tage (richtig) aufbewahren und dann immernoch prima essen, auch wenn die ehemals so selbstbewußte Kruste dann etwas weicher und weniger knusprig wird, aber der Geschmack ist immernoch super.

Das Ladengeschäft der Bäckerei Paul Schmidt in der Steinstraße strahlt dieselbe Bodenständigkeit aus wie die Bauernkrustn, keine chice Deko, kein Marmor, stattdessen viel Holz (eine Ausnahme macht da die Filiale in der Ismaninger Str., an der seit einiger Zeit das Schild "Brotmanufaktur Schmidt" hängt und die sich anscheinend ein Innenarchitekt mal gründlich zur Brust genommen und ihr ein modernes Interieur verpaßt hat). Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Bäckerei Schmidt noch viele andere leckere Sachen im Produktportfolio hat, die allesamt genauso gut schmecken wie die Bauernkrustn; anscheinend legt man hier Wert auf Qualität, was sich in den Preisen allerdings nicht so sehr widerspiegelt. Natürlich liegen diese höher als bei einem Discount-SB-Backshop, aber für gute 500g Bauernkrustn 1.60 EUR zu bezahlen, ist wirklich moderat.
Das Personal ist freundlich, die Filialen sehen alle ansprechend aus, wenn auch manchmal etwas klein geraten.

Short and sweet : es gibt definitiv nichts zu meckern an der Bauernkrustn; einfach ein Weltklasse-Brot, das man unbedingt mal probiert haben sollte.

Shop : Bäckerei Paul Schmidt, Steinstr. 27
WWW : N/A
Location : Google Maps
Datum : 19.02.07 | 14:00 Uhr
Produkt : Bauernkrustn; 500g, ca. 1,60 EUR
Rating [0..10]
Qualität : 10
Ladenlokal : 8
Service : 9
Preis/Leistung : 9
GESAMTWERTUNG : 9.2

Samstag, 17. Februar 2007

Gōngxǐ fācái! Und Dollase schreibt über "den Chinesen"

Heute ist das Chinesische Neujahr. Also: Gōngxǐ fācái. Passend dazu schreibt Jürgen Dollase in der heutigen FAZ über "den Chinesen". Dollase ist wie immer lesenswert. Hier der Artikel weitestgehend vollständig:

Das Bild, das wir von einem Essen "beim Chinesen" haben, dürfte ähnlich klar sein wie das vom Essen "beim Italiener". [...] Besonders mit diesen Büfetts und Angeboten wie "Essen so viel Sie mögen für neun Euro achtzig" scheint man so etwas wie eine magische Formel gefunden zu haben, an denen der an Discount-Preise gewöhnte Deutsche kaum vorbeigehen kann.
"Der Chinese" hat tatsächlich mit der chinesischen Küche kaum etwas zu tun. [...] Für die chinesischen Restaurants in Europa oder Amerika galt am Anfang vor allem die Devise, für nicht sehr wohlhabende Landsleute preiswert zu kochen. Zuerst Seeleute und später Auswanderer und Mao-Flüchtlinge sorgten in diversen Hafenstädten, in London, Paris, New York oder San Francisco für schnell wachsende Kolonien, bis dann in den sechziger Jahren erstmals so etwas wie eine Modewelle für eine Verbreitung bis in Kleinstädte sorgte.
Ist nun das Essen "beim Chinesen" nur eine völlig unproblematische Variante oder gibt es schwerwiegende kulinarische Konnotationen mit, sagen wir, McDonald 's? Der durchschnittliche "Chinese" ist nicht schwer zu finden, das Angebot dieser Restaurants ähnelt sich oft bis ins Detail. Die in der Regel riesige Speisekarte lässt auf eine Küche schließen, die extrem viel vorbereitete Elemente und einen großen Anteil an Tiefkühl-Produkten (vor allem bei Garnelen, Fisch und Meeresfrüchten) verwendet. Das sehr schnelle Servieren der Gerichte sollte auch Laien signalisieren, dass viele Speisen aufgewärmt sind und Eintöpfen oder Schmorgerichten ähneln. Trotz einiger roher oder al dente gegarter Gemüse fällt es oft schwer, eine Spur von Frische zu assoziieren, und auch die von guten Köchen durchaus à point realisierbare Wok-Garung ist in dieser Form nicht erkennbar. Häufig werden die Woks nur noch benutzt, um vorgegarte Elemente mit dicklichen Saucen zu überziehen und aufzuwärmen.
Der typische zeitversetzte Aufbau der Wok-Garung zur Erzielung eines Gerichtes mit Elementen von durchgegart bis roh findet sich in der Regel erst in besseren Restaurants. Bei den Vorspeisen ist die Qualität oft von Haus zu Haus sehr unterschiedlich. An diesem Abend leidet sie unter gravierenden technischen Fehlern, weil etwa die Frühlingsrollen viel zu kross ausgebacken sind und die ohnehin nicht besonders markante Füllung mit ihrer dominanten Textur völlig verschwinden lassen. Gleiches gilt für die mit einer Fleischfarce gefüllten Wan-Tan-Taschen, bei denen die durchaus ordentliche Füllung kaum identifizierbar ist. Bei den Hauptgerichten dominiert ein Effekt, der sehr typisch für diese Küche ist. In wenigen Sekunden wird im Mund ein Gewürzraum erzeugt, dessen Dichte und vor allem Schärfe den weiteren Verlauf des Essens komplett diktieren.
Ob die "Knusprige Ente mit Champignonsauce", die "Acht Kostbarkeiten" oder der "Sea Food Hot Cook mit Hummerkrabben, Tintenfisch, Fischfilet, Gemüse, schwarzem Bohnengewürz und Knoblauch" - der Effekt ist da, und zwar unabhängig davon, ob das Gericht als "scharf" eingestuft wird oder nicht. In diesem Umfeld lässt sich im Prinzip alles verstecken, weil es kaum als Produkt und schon gar nicht in seiner Produktqualität zu identifizieren ist. Was bleibt, sind einige aromatische Tupfer.
Die immer auf Gabelgröße zurechtgeschnittenen Stückchen ermöglichen in der Küche natürlich auch die Verwendung von Resten aller Art. Bei der Ente, die als aufgeschnittenes Filet "offen" präsentiert wird, fällt eine merkwürdige Textur auf. Das Fleisch ist von unansehnlicher, graubrauner Farbe, aber völlig zart und aromatisch durchaus nicht schlecht, ist also längere Zeit bei begrenzter Temperatur warmgehalten worden. Die Kombination dieses Fleisches mit der nämlichen Mischung aus Gemüse, diversen Fleischsorten und dicklicher Sauce holt sie allerdings aromatisch sofort wieder zurück ins Glied. [...]
Das eigentliche Problem liegt tiefer. Der alles verkleisternde, mehr oder weniger würzige Süß-sauer-Geschmack ist etwas, das man auch bei vielen Fastfood-Ketten findet, zum Beispiel beim McDonald's-Hamburger. Die aromatische Reizüberflutung ohne Differenzierung hat im Prinzip einen ähnlichen Effekt wie diverse andere Formen von Abhängigkeit, weil schnell die Notwendigkeit entsteht, die gewohnte Dosierung auf keinen Fall zu unterschreiten.
Wird ein solches Geschmacksbild zum Maßstab für Wohlgeschmack, schmeckt alles andere fade. Gewöhnt man Kinder früh an den aromatischen Overkill, werden sie nur schwer von weitgehend naturbelassenen Aromen zu überzeugen sein. Wer seinen Maßstab hier findet, verliert anderes. Wer andererseits über entwickelte Maßstäbe verfügt, wird das alles einordnen können. Es gibt körperliche und geistige Fitness - auch die kulinarische sollte man nicht aus dem Auge verlieren. "Beim Chinesen" ist es laut. Es fehlt die aromatische Stille.

Ein paar kleinere Anmerkungen: 1) Ein weiterer Grund für die große Auswahl auf Speisenkarten "beim Chinesen" sind die Gerichtspermutationen. So findet sich -- grob vereinfacht -- jedes Fleisch mit jeder Zubereitungsart. Also, Hähnchen, Schwein und Rind und das jeweils serviert nach Szechuan Art, mit Fried Rice oder auf Teochow Art. 3 mal 3 sind somit neun Gerichte. Auf der Karte beim "Italiener" gibt's bspw. Schweinefleisch nur auf eine Art zubereitet an dem Tag. 2) Die alles übertüchende Soße ist ein Gräuel. 3) Gute Süß-Sauer-Soße gibt es selten, nicht mal hier in Singapur in den besseren Hawker Stalls. 4. Last, but not least: Dollase lesen lohnt sich.

Montag, 12. Februar 2007

Ooh... Cherry Coke is back.

(Wieder) Via Slashfood: Coca Cola bringt die Cherry Coke zurück. Hier die Wikipedia Historiographie zu der Coca Cola-Marke.